
- November 13, 2019Dezember 20, 2019
In wenigen Tagen wird nach jahrelanger Vorarbeit endlich das Buch vorliegen. Auch in den letzten Wochen der Fertigstellung – einer Phase, in der kein weiterer Stoff mehr aufgenommen werden konnte – begegnete ich bislang unbekannten Geschichten und inspirierenden Beispielen für die Wiederbegrünung der Welt. Unter anderem solche Fundstücke sollen fortan auf diesen Blog veröffentlicht werden.
Vor wenigen Tagen hatte ich den Impuls, einem Hinweis auf eine bemerkenswerte ostafrikanische Baumpflanz-Bewegung nachzugehen, auf den ich vor Jahren schon in Jim Robbins Buch über David Milarch gestoßen war (Der Geschichte des US-Amerikaners Milarch ist ein längeres Kapitel in meinem Buch gewidmet). Nein, ich meine nicht das bekannte, von der kenianischen Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai ins Leben gerufene Greenbelt-Movement (auch dies erhält angemessenen Platz in meinem Buch), sondern eine Bewegung, die erstaunlicherweise maßgeblich von einem Kirchenmann initiiert wurde: Bischof Frederick Shoo von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, der in seiner Heimat der »Baum-Bischof« genannt wird, hat die 500 000 Menschen seines Sprengels dazu gebracht, an den Hängen des Kilimandscharo Millionen Bäume zu pflanzen. Auf diese Weise soll das Klima gekühlt und das Abschmelzen der verbliebenen Gletscher auf dem riesigen Berg verhindert werden, denn wenn Schnee und Eis verschwänden, würden auch Bäche und Flüsse austrocknen, auf deren Wasser Millionen Menschen und Farmer existenziell angewiesen sind. Shoo sagt, dass die globale Erwärmung und nicht zuletzt die rasante Abholzung der regionalen Wälder dazu geführt habe, dass die in Richtung Berg wehenden Winde heißer und trockener geworden sind.
Der schneebedeckte Kilimandscharo gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Afrikas; in den letzten hundert Jahren büßte er jedoch 92 Prozent seiner Gletscher ein. Schon sehr bald könnten auch die letzten kläglichen Reste verschwunden sein.
Bischof Frederick Sho0, der bereits vor dreieinhalb Jahrzehnten Veränderungen in den regionalen Wetter-Mustern bemerkte, sagte, dass man keinen Doktortitel brauche, um zu sehen, dass die Menschen bereits die Folgen der globalen Erwärmung zu spüren bekommen. »Jeder einfache Bauer wird bestätigen, dass etwas mit unserem Klima ganz und gar nicht stimmt.«
Als der Bischof anfing, ökologische Zusammenhänge in seine Predigten einfließen zu lassen, fürchteten wohl nicht wenige seiner Schäfchen, er habe den Verstand verloren. Doch mittlerweile glauben viele Bewohner der Region fest an die Initiative des Bischofs, die auch riesige kircheneigene Baumschulen mit Millionen Setzlingen umfasst. Unter anderem werden fruchttragende Bäume wie Mangos, Orangen oder Avocadobäume gezüchtet und verteilt. Eine Mitarbeiterin Shoos berichtet, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner der Region aufgefordert sind, mindestens 80 Bäume zu pflanzen. Der Bischof selbst hält Brautleute in seinem Sprengel dazu an, anlässlich ihrer Vermählung einen Baum zu setzen.
In einem 7-minütigen Video über die Mission des Baum-Bischofs von 2012 hat auch ein Pastor Ndosa einen kurzen Auftritt: »Gott schätzt Bäume!«, betont er. »Tatsächlich schuf er Bäume noch vor dem Menschen – Halleluja!«
8-Minütiges Video zum Projekt von Frederick Shoo, inklusive Mitschrift