
Birk beerdigt – er/sie lebe hoch und lang!
- Dezember 1, 2019Dezember 1, 2019
Birk beerdigt – er/sie lebe hoch und lang!
Gestern nachmittag habe ich Freunde und Bekannte aus der dörflichen Nachbarschaft zu einer Book-Release-Feier eingeladen. Damit ist »Die Wiederbegrünung der Welt« also quasi offiziell auf der Welt angekommen!
Auf dem Programm stand zunächst ein gemeinsames Guerilla-Planting – denn schließlich rufe ich im Buch dazu auf, möglichst viele Gelegenheiten zum Bäumepflanzen wahrzunehmen und diesbezügliche Traditionen zu beginnen (Geburts-, Hochzeits-, Tauf-, Abitur-, Geburtstags-, Erinnerungsbäume usw.). Da heißt es, mit gutem Beispiel vorangehen! Wir brachten einen Birken-Schößling, den meine Partnerin Ute im Frühjahr aus dem Garten ausgegraben und in einem Topf zwischengelagert hatte, an dem bislang baumlosen Verbindungsweg zwischen dem Kleinen und dem Großen Papendorfer See in die Erde. Um Erlaubnis habe ich dabei niemanden gefragt – weder die Gemeinde, der der Weg offiziell gehört, noch den Agrarbetrieb, der den angrenzenden Acker bewirtschaftet. Gegen fegende Rehböcke errichteten wir einen Zaun (»Drahthose« lautet hier der korrekte forstwirtschaftliche Terminus). Ich bin gespannt, ob Mensch und Tier die Birke in Ruhe groß werden lassen…
Im Vorfeld hatte Ute vorgeschlagen, die Pflanzung irgendwie rituell zu gestalten; so schlug sie vor, dass die Anwesenden beispielsweise je eine Handvoll Kompost in das Pflanzloch werfen könnten. Mich erinnerte diese Vorstellung freilich an die übliche Handlung von Trauergästen am offenen Grab. Doch im nächsten Augenblick erschien mir das Wort »beerdigen« im Zusammenhang mit dem Pflanzen von Bäumen ziemlich stimmig. Im Buch kommt »Bäume pflanzen« vermutlich Tausend Mal vor, nur hier und da habe ich die sprachliche Monokultur mit »einen Baum setzen« aufzulockern versucht.
Wir haben also eine Birke – die wir nach getaner Arbeit scherzhaft auf den Namen »Birk« tauften – beerdigt. Birk lebe hoch und lang!
Als Überraschungsgast der Veröffentlichungsfeier erschien Alexander F. aus Berlin, ein häufig in unserer Gegend urlaubender Berliner, den ich im Sommer beim Aussäen von Obstbaum-Samen ertappt und angesprochen hatte (siehe die kurze Passage zu dieser besonderen Begegnung auf Buchseite 260). So kam es, dass unter den etwa 20 Zuhörerinnen und Zuhörern meiner allerersten Buchlesung auch ein waschechter Do-it-yourself-Baumpflanzer saß. Ich war etwas aufgeregt gewesen, was diesen Teil der Feier betrifft, denn ich stehe sehr ungern im Rampenlicht; vor Referaten und dergleichen habe ich mich schon zu Schulzeiten immer gerne gedrückt. Allen Befürchtungen zu Trotz ging mir dann jedoch das Verlesen der Einleitung und der beiden Geschichten von Yin Yuzhen sowie von Klaus Kirrich und dem FAL-Verein leicht von der Zunge.
Den letzten Programmpunkt der kleinen Feier im eigenen Dachgeschoßausbau-Wohnzimmer können Sie am Rechner selbst nachvollziehen: Wir guckten uns inspirierende Aufforstungsvideos über die Arbeit von Yin Yuzhen, Ernst Götsch, Geoff Lawton sowie über die erstaunliche Wiederbegrünung Südkoreas an (siehe die aktivierten Links im Satz).