

Im Magazin der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Freitag findet sich eine schöne kleine Geschichte über einen weiteren Do-it-yourself-Aufforster, der im Verborgenen wirkt.
Am Sonntag konnte ich mit Freunden und Familie ein lange geplantes Projekt umsetzen: die Pflanzung einer Hecke auf dem elterlichen Grundstück in Lassan-Papendorf.
Die dreieckige Wiese, die wir von einigen Schafen beweiden lassen, wird bereits von zwei Seiten von einer dichten Brombeerhecke gesäumt, in der auch einige Sauerkirschen, Ahörner, Ulmen, Äpfel und Weiden wachsen; die dritte Seite grenzt an einen Industrie-Acker – und diese etwa 45 Meter lange Strecke wollte ich gerne mit zwei bzw. drei Reihen einheimischer Gehölze bepflanzen, seitdem ich im Frühjahr im Nachbarort die Anlage einer weitaus längeren Hecke miterlebt hatte.
Praktischerweise waren dort einige Dutzend (über den Sommer eingeschlagene) Pflanzen übriggeblieben, die ich kostenlos bekommen konnte. Ein befreundeter Förster schenkte mir 100 Meter Wilddrahtzaun (als Schutz vor allem gegen Rehe, die die aufwachsenden Sträucher und Bäume als Leckerbissen betrachten), und das Material für vier starke Eckpfosten sägte ich aus dem mächtigen Ast einer Eiche, den der Wind abgerissen hatte. Ein Freund bereitete mit Mini-Traktor und Kultivator den Boden vor. Zu den wenigen Dingen, die ich für das Unterfangen kaufen musste, gehören einige Metall-Zaunpfosten, wie man sie von forstlichen Schonungen kennt. Das Heckenprojekt, das normalerweise wohl einige Tausend Euro verschlingen würde (insbesondere, wenn man die Pflanzung von einem Gartenbaubetrieb durchführen ließe), kostete auf diese Weise nur etwa 150 Euro.
Allen, die die vermeintlich hohen Kosten von Baumsetzungen usw. scheuen, möchte ich zurufen, dass sich vermutlich in den meisten Fällen mit Organisationsgeschick und langem Atem günstige Lösungen finden lassen!
Dank der Tatkraft von neun Erwachsenen und zwei dreijährigen Kids dauerte das Pflanzen von rund 70 Pflanzen am Sonntagvormittag weniger als zwei Stunden; anschließend stärkte sich unsere Gruppe mit Kürbissuppe und Kuchen.
In den nächsten Tagen wird es dann noch darum gehen, den Schutzzaun fertigzubauen – wofür ich mir von Eckhard, dem Dauerwaldförster, noch eine passende Ramme für das Einschlagen der Z-Profil-Pfosten ausleihen muss.
Nun freue ich mich schon darauf, in den kommenden Jahren der Hecke beim Wachsen zusehen zu dürfen. Freilich muss in den ersten Jahren noch das Gras gemäht und müssen die Pflanzen mit Wassergaben durch die hoffentlich nicht mehr ganz so trockenen Sommer gebracht werden…
Zu den verwendeten Pflanzen gehören: Steinweichsel/Felsenkirsche, Wildpflaumen, Maulbeeren, Haselnuss, Liguster, Heckenrose, Kartoffelrose, Pfaffenhütchen, Schlehe, Heckenkirsche, Eberesche, Korbweide, Salweide, Feldahorn, Mispel, Hainbuche, Faulbaum, Schwarzer Holunder und ein Bienenbaum (Stinkesche).
Paul Hofmann hat unlängst sein Landwirtschafts-Studium abgeschlossen und ist darüber hinaus schon seit Jahren immer auf der Suche nach den erfolgsversprechendsten, innovativsten Agrar-Ansätzen – weshalb er natürlicherweise beim Thema Agroforst landete. Bei meinem Buchkapitel zu Ernst Götschs »syntropischer« Waldgarten-Landwirtschaft – ein Ansatz mit dem mindestens die Fülle der äquatornahen Wälder wiederhergestellt und zugleich die ansässige Bevölkerung ernährt werden könnte! – hat Paul mir beratend zur Seite gestanden, das heißt: er hat mir mit seinem umfangreichen Wissen geholfen, die Funktionsweise der Götsch’schen Methode zu verstehen.
Paul Hofmann ist Teil einer Gruppe, die auf dem Hof Sonnenwald im nördlichen Schwarzwald ein zukunftsweisendes Gemeinschafts-, Bildungs- und Landwirtschaftsprojekt aufbaut, die Akademie für angewandtes gutes Leben. Seit etwa einem Jahr hat die Gemeinschaft das Gelände übernommen, nun sollen vom 26. bis 28. November mit der Unterstützung von Freiwilligen die ersten Gehölze für das von Paul designte Agroforstsystem gesetzt werden – eine wunderbare Gelegenheit, zugleich eine hochinnovative Agroforstvariante sowie das engagierte Gemeinschaftsprojekt kennenzulernen!
In der Einladung heißt es:
»Zusammen werden wir einige Fruchtertragskomponenten unserer multifunktionalen Agroforststreifen pflanzen: Vor allem Aronia und Minikiwis. Weitere Fruchtsträucher und Wertholz und Sukzessionsbiomassebäume kommen dann im Frühjahr dazu. Am Abend gibts dann für die die wollen ein bisschen theoretischen Backround Input zu Agroforstsystemen und eine Vorstellung unserer weiteren Bepflanzungspläne. Außerdem kannst du dabei spannende Jungbäuer*innen aus ganz Europa kennenlernen, die bis zum 26.11. bei uns zum Gründungstreffen von EURYFA (dem jungen, europäischen Verband für zukunftsfähige Agrikultur) dageblieben sind.
Rahmenbedingungen:
Anmeldung: bitte so zeitnah wie möglich damit wir planen können unter: https://etherpad.net/p/Hof_Sonnenwald
Finanzen: Für Übernachtung mit Bio-Voll-Verpflegung bitten wir um einen Unkostenbeitrag in Form einer Spende von ca. 5 – 10 € / Tag. Wir wünschen uns das Personen möglichst länger als 4 Tage bleiben, da die Einführung für uns sonst sehr aufwendig ist.
(Unterbringung vor allem in beheizbaren Gruppenräumen mit Isomatte und Schlafsack – Es gibt für Sonderanfragen auch einige Matrazen und Zimmer mit Betten)
Anreise: Wie du zu uns findest ist hier beschrieben: https://www.gutes-leben-akademie.de/kontakt/anfahrt/
Kontext:
Auf dem Hof Sonnenwald für regenerative Agrikultur entsteht seit diesem Frühjahr ein vielseitiger Praxisforschungs- und Bildungsbetrieb eingebettet in die Gemeinschaft Sonnenwald und die Akademie für angewandtes gutes Leben. Diesen Herbst haben wir begonnen multifunktionale Agroforstsysteme unter Integration von agrarökologischen Prinzipien, Sukzessionsdynamiken und Keyline-Design in die Praxis umzusetzen – es sind bereits 100 Walnüssbäume mit Erlen und zwei Robinienreihen als Spaliergestänge für Minikiwis gepflanzt und ein paar tausend Sanddorne, Felsenbirnen, Maibeeren, Aronias und Kornellkirschen und andere Wildobststräucher warten in unserer kleinen Baumschule auf ihre Auspflanzung.«
Streuobstwiesen sind wertvoller Bestandteil einer artenreichen Kulturlandschaft – und sie liefern uns gesundes, regionales Obst. Am Freitag, dem 22. November, wird in Berlin-Neukölln die zweite Konferenz zur Belebung der Streuobstwiesen abgehalten. Zu den Organisatoren der Veranstaltung gehört mein langjähriger Freund Jakob, der für das in Berlin ansässige Unternehmen Ostmost regional gewachsene Äpfel und »Konsorten« akquiriert und auch neue Obstwiesen plant und anlegt. Im Programm der Konferenz heißt es:
»Mit besonderem Blick auf die Brandenburger Streuobstwiesen diskutieren wir über Arten- und Sortenvielfalt, über gelungene Verbindungen von ländlichen Produzenten und städtischen Verbrauchern, über neue Konzepte für Landwirtschaft sowie über innovative Vermarktung. Hochkarätige Streuobst-Experten […] werden Euch einen Extraschub Motivation geben und mit neuen Erkenntnissen füttern. Lasst uns über Eure und unsere Projekte sprechen, über gute Produkte und innovative Ideen.«
Im Rahmen der Veranstaltung findet ein Marktplatz für regionale Streuobst-Produkte statt.
Auf der Seite von »Äpfel und Konsorten« finden sich auch Termine für Arbeitseinsätze in Brandenburger Streuobstanlagen sowie für Kurse im Obstbaum-Pflegeschnitt.
Auch in Indien, wo bestimmte Flüsse und Haine seit Jahrtausenden als etwas Heiliges betrachtet und mit Gottheiten in Verbindung gebracht werden, hat sich ein Geistlicher für das Bäumepflanzen stark gemacht (vergleiche den Blogbeitrag zum »Baum-Bischof«). Der spirituelle Lehrer Jaggi Vasudev aka Sadhguru unternahm zusammen mit Freiwilligen einen »Marsch für die Flüsse«. In dreißig indischen Städten warb die Bewegung dafür, die großen und kleinen Fließgewässer des Landes vor Austrocknung und Verschmutzung zu bewahren. Für dieses Ziel propagieren die Aktivistinnen und Aktivisten auch großflächige Aufforstungen. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, pflanzten sie eigenhändig Millionen Bäume. 2016 gab Sadhguru im Gebäude der UNO in New York ein Interview, in dem er unter anderem sagte: »Als wir sahen, dass die Flüsse austrockneten und der Grundwasserspiegel immer noch tiefer sank, entschied ich, im Bundesstaat Tamil Nadu 114 Millionen Bäume zu setzen. Die Sache war einfach: Ich bat tausende Leute, sich unter einen Baum zu setzen, um auf diese Weise einen Yoga-Prozess in Gang zu setzen, bei dem die Menschen die Erfahrung machen konnten, dass die Bäume das, was sie ausatmen, einatmen, und dass wir Menschen das, was die Bäume ausatmen, einatmen. Plötzlich konnten es alle wahrnehmen: Die Hälfte unserer Lunge hängt ja da in den Bäumen! Sobald sie das kapierten, gab es kein Halten mehr. Seit damals setzten sie Jahr für Jahr Millionen und Abermillionen Bäume. Alles ganz gewöhnliche, einfache Leute…«
Links:
Zur Rally-for-the-Rivers-Kampagne auf der Homepage des Sadhguru
Skript eines Features vom Deutschlandradio, in dem auch von der Baumpflanzkampagne Sadhgurus die Rede war
Artikel aus der Times of India
In wenigen Tagen wird nach jahrelanger Vorarbeit endlich das Buch vorliegen. Auch in den letzten Wochen der Fertigstellung – einer Phase, in der kein weiterer Stoff mehr aufgenommen werden konnte – begegnete ich bislang unbekannten Geschichten und inspirierenden Beispielen für die Wiederbegrünung der Welt. Unter anderem solche Fundstücke sollen fortan auf diesen Blog veröffentlicht werden.
Vor wenigen Tagen hatte ich den Impuls, einem Hinweis auf eine bemerkenswerte ostafrikanische Baumpflanz-Bewegung nachzugehen, auf den ich vor Jahren schon in Jim Robbins Buch über David Milarch gestoßen war (Der Geschichte des US-Amerikaners Milarch ist ein längeres Kapitel in meinem Buch gewidmet). Nein, ich meine nicht das bekannte, von der kenianischen Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai ins Leben gerufene Greenbelt-Movement (auch dies erhält angemessenen Platz in meinem Buch), sondern eine Bewegung, die erstaunlicherweise maßgeblich von einem Kirchenmann initiiert wurde: Bischof Frederick Shoo von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, der in seiner Heimat der »Baum-Bischof« genannt wird, hat die 500 000 Menschen seines Sprengels dazu gebracht, an den Hängen des Kilimandscharo Millionen Bäume zu pflanzen. Auf diese Weise soll das Klima gekühlt und das Abschmelzen der verbliebenen Gletscher auf dem riesigen Berg verhindert werden, denn wenn Schnee und Eis verschwänden, würden auch Bäche und Flüsse austrocknen, auf deren Wasser Millionen Menschen und Farmer existenziell angewiesen sind. Shoo sagt, dass die globale Erwärmung und nicht zuletzt die rasante Abholzung der regionalen Wälder dazu geführt habe, dass die in Richtung Berg wehenden Winde heißer und trockener geworden sind.
Der schneebedeckte Kilimandscharo gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Afrikas; in den letzten hundert Jahren büßte er jedoch 92 Prozent seiner Gletscher ein. Schon sehr bald könnten auch die letzten kläglichen Reste verschwunden sein.
Bischof Frederick Sho0, der bereits vor dreieinhalb Jahrzehnten Veränderungen in den regionalen Wetter-Mustern bemerkte, sagte, dass man keinen Doktortitel brauche, um zu sehen, dass die Menschen bereits die Folgen der globalen Erwärmung zu spüren bekommen. »Jeder einfache Bauer wird bestätigen, dass etwas mit unserem Klima ganz und gar nicht stimmt.«
Als der Bischof anfing, ökologische Zusammenhänge in seine Predigten einfließen zu lassen, fürchteten wohl nicht wenige seiner Schäfchen, er habe den Verstand verloren. Doch mittlerweile glauben viele Bewohner der Region fest an die Initiative des Bischofs, die auch riesige kircheneigene Baumschulen mit Millionen Setzlingen umfasst. Unter anderem werden fruchttragende Bäume wie Mangos, Orangen oder Avocadobäume gezüchtet und verteilt. Eine Mitarbeiterin Shoos berichtet, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner der Region aufgefordert sind, mindestens 80 Bäume zu pflanzen. Der Bischof selbst hält Brautleute in seinem Sprengel dazu an, anlässlich ihrer Vermählung einen Baum zu setzen.
In einem 7-minütigen Video über die Mission des Baum-Bischofs von 2012 hat auch ein Pastor Ndosa einen kurzen Auftritt: »Gott schätzt Bäume!«, betont er. »Tatsächlich schuf er Bäume noch vor dem Menschen – Halleluja!«
8-Minütiges Video zum Projekt von Frederick Shoo, inklusive Mitschrift